classic-volks - http://www.classic-volks.ag.vu/hoffmanns vw käfer sammlung - Restauration Ovali Cabrio

Es gab da eine Zeit in meinem Käfer-Club, da suchten gleich zwei Mitglieder nach Uralt-Käfer-Cabriolets. Da man mich als Fachmann für solche Autos auserkoren hatte durfte ich beide Mitglieder zu einigen Fahrzeugbesichtigungen begleiten. Es dürfen wohl insgesamt 10 Käfer der Baujahre 1951 bis 1957 gewesen sein. Meine Freunde suchten nach sofort fahrbereiten Autos, an denen nicht mehr viel Arbeit sein sollte. Jens wurde unter anderem aber auch dieser hier angeboten:

Er wird zerlegt

Solch ein Objekt kam für Jens jedoch nicht in Frage und somit waren wir um ein Cabrio des Baujahres 1955 reicher. Bei der Abholung aus Bremen ist das völlig marode Verdeck durch den Winddruck quasi explodiert. Silkes Kollegen haben den Käfer deshalb auch "Expoldiertes Sofakissen" getauft. Bild oben.

Nun ist es soweit. Wir haben die Restauration des 1955er Cabriolets begonnen. Als Ziel haben wir uns gesteckt, damit Mitte Mai 2008 mit Extratours nach Sizilien zu fahren. Davor steht aber noch einiges an Arbeit:

 

Nachdem das Auto behutsam in seine Einzelteile zerlegt wurde kann jetzt mit dem Neuaufbau begonnen werden. Ich habe mit dem Fahrgestell angefangen. Nachdem alles ab war habe ich es mit der gezopften Drahtbürste auf der Flex von allen Seiten gründlich abgebürstet und somit entrostet. Anschließend wurde mehrfach Farbe aufgetragen.

Erstaunlich ist, dass trotz des schlechten Allgemeinzustandes des Autos die Bodenbleche und der Rahmen frei von Durchrostungen sind. Das Cabrio hatte immerhin 7 Jahre ohne Schutz im Freien gestanden und das Wasser stand bis zu den Schwellern im Wagen.

Getriebe und Vorderachse wurden ebenfalls gründlich gereinigt, lackiert und fanden wieder an ihren angestammten Platz. Sämtliche Teile der Bremse sind neu.

Während ich mich über das Fahrgestell hermachte durfte Firma Preusser in Osnabrück den Rost von der Karosserie abstrahlen.

Ovali in Folie

Da man dort Angst hatte, es könnte sich etwas unter dem Strahldruck und der Wärme verziehen, wurde sehr vorsichtig gestrahlt und die Türen und Seitenteile nur an den Kanten.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Am Heck hatte ich alle Teile herausgeschnitten, die später der Flex zum Opfer fallen würden. Der Sandstrahler hatte es hierdurch einfacher in die Ecken zu kommen.

 

Auch von innen ist alles sauber geworden, hier schon mit einer hellgrauen Grundierung

Jetzt beginnt der schwierigste Teil der Blecharbeiten, das Anpassen. Hierbei werden die Reparaturbleche mehrmals angesetzt, angezeichnet, gekürzt, mit den Nachbarpartien verschraubt, die Passungen verglichen und dann alles nochmals von vorne. Wenn dann alles passt, kann geschweißt werden. Bis dahin wird es aber noch mehrmals an- und abgebaut!

Auf dem Bild oben sieht man das Heck von innen. Die Heckschürze (grau) ist in Handarbeit hergestellt worden (Peter Ebeling/Berlin). Die Endspitzen (schwarz) sind Reparaturbleche, die an der Oberseite und nach vorne angepasst werden müssen. Damit es einwandfrei passt wurde der Heckdeckel  (rotbraun) schon montiert und der Kotflügel angehängt um die Form und die Passung nochmals zu korrigieren. Alles ist bis jetzt nur provisorisch mit den Kotflügelschrauben und Blechschrauben verbunden.

Hier sieht man das Heck auf der rechten Innenseite. Die Endpitze fehlt noch. Davor ist mit Bleistift schon angezeichnet wo noch Material entfernt werden muß. Der rostige Kotflügel ist noch der erste von 1955. Optimal geeignet um alles genau anzupassen.

 

Silke hasst diese vorher-nachher Bilder, trotzdem zur Veranschaulichung sehr gut.

Der Warmluftkanal ist auf der rechten Fahrzeugseite hinten stark angefressen. Hier sieht man die Anpassungsarbeiten für die Trittbrettkante. Der Gammel wurde vor dem Sandstrahlen herausgeschnitten. Der Verstärkungsholm (unten) wurde mit einer Grippzange angeklemmt und ist von der Unterseite mit den Fahrgestellschrauben befestigt. Das Reparaturblech der Schraubkante wird nun solange bearbeitet, dass es an der oberen Kante hinter das Fondblech passt und vorne auf Stoß (also ohne Überlappung) in das noch vorhandene Blech eingeschweisst werden kann. Damit es nicht nach innen kippt wird es eingesickt und mit eine Blechschraube fixiert. Wenn alles geschweisst und verschliffen ist, sollte man hiervon nichts mehr sehen. 

So sieht das ganze dann von hinten aus. Der Eindruck täuscht etwas, die Heckschürze schließt sehr gut mit den Kotflügeln ab. Die Lampen und Kotflügel haben noch nicht den Endstand erreicht, es müssen Herzchenrückleuchten dran.

Dies ist der Zustand Ende August 2007. Wird die Zeit reichen?

Heute ist der 18.01.08, die Karosseriearbeiten sind so gut wie abgeschlossen. Vorgestern hatte ich ein Gespräch mit meinem Lackierer. Trotz erster Zusage das Auto zu lackieren macht er jetzt einen Rückzieher, da der Aufwand nur schwer abzuschätzen sei. Auf einen Preis wollte er sich vorab schon nicht einlassen, lediglich seinen Stundensatz von 75 Euro zzgl. Steuer hatte er genannt. Nun erklärt er mir, dass er besser Unfallwagen reparieren kann, da verdient er schneller und leichter Geld. Gestern war ich dann beim nächsten Lackierbetrieb. Hier kann ich das Auto am 25.01. abgeben und es soll bis Mitte März fertig werden. Das wird knapp! Der Sattler braucht ja auch noch seine Zeit.

Verladen: Der erste Lackierer lehnt den Auftrag ab.

Mit dem TÜV habe ich auch schon gesprochen. Da Silke einen Umbau am Motor wünscht, sind hier auch noch ein paar kleine Schwierigkeiten zu überwinden. Auf Grund langjähriger Kontakte ist es mir gelungen vom TÜV Nord ein Gutachten für einen Motorumbau von 1973 zu bekommen. Wenn wir die dort gemachten Auflagen erfüllen, wird man unseren Ovali mit H-Kennzeichen abnehmen. Neben Änderungen am Fahrwerk (Nachrüsten von Stabi vorne und Lenkungsdämpfer, verbreitern der Spur vorne und hinten, tauschen der Getriebehalbwellen gegen die Längeren der Modelle ab 1966 und einer Bereifung von mindestens 165ern auf mindestens 4 1/2 Zoll Felgen (original sind 4 Zoll)) sind dort auch wesentliche Änderungen an der Bremsanlage vorgesehen. Dies könnten sein: Verwenden der Bremsanlage und Felgen des Porsche 356, der Maico Scheibenbremse, oder verwenden von Trommelbremsen mit 248mm Durchmesser. Woher man solche Teile heute noch bekommt, oder von welchem Fahrzeug sie stammen, konnte der TÜV aber auch nicht sagen.

Mit der Hebebühne lassen sich die Motorverblechungen leicht anpassen

Da die Porscheanlage deutlich zu teuer wird, dort kostet z.B. eine Trommel 950 Euro neu, die Maico Scheibenbremse mir völlig unbekannt ist und die CSP Anlage vom TÜV als nicht H-tauglich deklariert wird bleibt nur die Trommelbremsanllage mit 248 mm.

Auf der Suche nach dieser Bremse bin ich auf die Typ3 Bremse des VW 1500S der Modelle 1963 bis 1965 gestoßen. Hier gab es diese Bremse auch an einer Pendelachse hinten. Neue Trommeln gibt es noch bei Stauber, Ankerplatten vorne sind von einem ebay-Verkäufer, ebenso die Bremsbacken, die Ankerplatten hinten bekomme ich nach langer Suche von Gerd Weiser. NOS Bremszylinder vorne wieder von einem ebay Verkäufer, den Hauptbremszylinder von einem anderen Verkäufer. Die hinteren Radbremszylinder kann man vom 1200er Käfer ab 1967 vorne mit 22,2 mm oder die 19 mm vom Porsche 924 hinten nehmen. Über die Maße des Hauptbremszylinders und der Radbremszylinder konnte der TÜV keine Angaben machen. Also ausprobieren! Nun habe ich "nur" noch das Problem mit den Radlagern. Entweder sie passen in die Bremstrommeln oder auf die Achsschenkel, beides zusammen geht nicht. Die Lösung dieses Problems wird wohl das Ausdrehen der Trommel auf der Aussenseite und die Anfertigung eines Distanzringes auf der Seite des inneren Lagers sein. 

 

So sieht die Bremse hinten mit 19er Bremszylindern und 45mm Belägen aus

Die Lösung des Bremsenproblems: Die Trommeln müssen ausgedreht werden, um Platz für die Serienlager des Käfers bis ´64 auf der Aussenseite zu schaffen. Auf der Innenseite muß ein passendes Lager neu bestellt werden. Der Lagersitz in den Käfer und Typ3 Trommeln ist an unterschiedlicher Stelle. Um die Auszugleichen muß die Typ3 Trommel auf dem Achsschenkel nach zur Fahrzeugmitte verschoben werden. Die Ankerplatten haben hierfür schon eine Aussparung. Der Achschenkel vom Käfer passt nicht mit der Ankerplatte des Typ 3 zusammen. Hierfür mußte eine Adaptionsplatte aufwendig hergestellt werden. Die anfängliche Ausführung aus Alu passte dem TÜV nicht, sodass wir nochmals eine aus 14 mm Stahl anfertigen ließen. Der Oldtimer Spezialist berechnete hierfür 19 Arbeitsstunden!! Was ca. den doppelten Preis der CSP Bremse ausmacht. 

Die hintere Bremse ist eingetroffen und konnte mit den bereitliegenden Teilen montiert werden. Ich bekam von einem Bekannten noch den Hinweis darauf zu achten, dass die Bremsbacken durch die Verwendung des 19er Bremszylinders nicht kippen, also schräg zur Ankerplatte stehen/schief in der Trommel laufen. Passt aber alles! Der Bremszylinder ist kürzer als der vom Typ3. Damit der volle Kolbenhub genutzt wird, wurden kleine U-Profile um die Bremsbacken gelegt. Die Handbremsseile des 55er Käfers gehen noch bis nach vorne in den Rahmenkopf und werden dort eingestellt. Die Rückholfeder des Typ3 scheint mir zu schwach zu sein, um die Seile wieder zurück zu holen. Ich werde sie noch gegen Stärkere tauschen.

Das originale Getriebe des Ovalis läßt es nicht zu, dass man die Antriebswellen tauschen kann. Somit komplett wieder ausbauen und das ganze Getriebe des 67er Käfers einbauen. Auch dieses Getriebe wurde neu abgedichtet, bekam einen neuen Simmerring, neue Aschsmanschetten und ein neues Ausrücklager, sowie frisches Öl SAE 90. Zur Krönung hat sich beim montieren des Schaltstangendeckels etwas verhakt. Dies merkte ich leider erst, als ich die Schaltstange montiert hatte und alles ausprobierte. Das Getriebe nochmals raus, Deckel lösen, Schaltklaue richtig einhängen und alles wieder hinein ins Auto. In der Reparaturanleitung liest es sich ganz leicht: Einbau in umgekehrter Reihenfolge unter Beachtung folgender Punkte, ...

13.02.08

Der Lackierer hat nun auch mit der Karosserie begonnen und ist mit Spachtelarbeiten beschäftigt.

 

12.02.2008 Größzügig aufgetragener Spachtel, 90% werden wieder runtergeschliffen                                                                          14.02.2008 Die erste Felge ist fertig

Mein wöchentlicher Besuch beim Lackierer hat Wirkung gezeigt. Am 05.03. konnte ich bei eiseskälte und Schnee schon mal die Karosserie abholen, damit ich sie aufs Fahrgestell schrauben kann und schnellstens zum Sattler damit komme. Der Lackierer hat gute Arbeit geleistet. Sieht wirklich toll aus. Die Anbauteile fehlen noch und werden nachgeliefert Zum transportieren dient übrigens das Fahrgestell eines 56er Faltdachkäfers. 

Von Mittwoch bis Freitag habe ich die Karosserie wieder aufs Fahrgestell montiert, die Türspalte eingestellt, die seitlichen Fenster eingebaut, Griffe und Fanghaken montiert und alles soweit fertig, dass der Sattlei seine Arbeit beginnen konnte. Samstag war Thünnes da und wir haben zusammen mit Silke und ihrer Mutter die Frontscheibe eingebaut. Es waren tatsächlich 4 Leute nötig, die Scheibe mit der neuen Dichtung in der notwendigen Position zu halten um sie einziehen zu können. Zu zweit hat man links gedrückt, während rechts schon wieder der Spalt zu groß wurde. Montag habe ich dann das Auto zum Sattler gebracht. Am Mittwoch ruft er mich an und berichtet, dass der gewünschte Himmelstoff erst noch produziert wird und nicht mehr vor Ostern mit der Arbeit begonnen wird. Also habe ich am Freitag das Auto wieder abgeholt um die Zeit zu nutzen, immerhin 10 Tage! 

Dies ist der Zustand am 17.03.2008:

Die AHK habe ich vor 20 Jahren zusammen mit einem 54er Faltdachkäfer gekauft, der übrigens immernoch unangetastet in einer Ecke unserer Halle steht! An die AHK kommt eine Steckdose aus Metall, nicht dies schnöde moderne Plastikgelumpe. Mal sehen, was der TÜV zu meinem Wunsch nach 800 kg Anhängelast spricht. Die Bremse gibts wohl her und der Motor auch und VW hat alle Käfer bis 800 kg freigegeben, wenn ein Wohnwagen oder Sportgerät angehängt wird. Ausserdem haben sich die Anhängerkupplungen an unseren anderen Käfern schon als wunderbarer Rammschutz bewährt als andere Verkehrsteilnehmer mit uns Kontakt aufnehmen wollten.

08.04.08

So, der Sattler hat sein Werk nun auch fast vollendet. Den Käfer konnte ich heute schon abholen, die Persenning und

Durch die Verwendung von 5 1/2 Zoll Felgen, der breiteren Bremstrommeln und des breiteren Getriebes hinten und der Adaption vorne ergibt sich, dass die Räder jetzt 6 bis 7 cm weiter herausstehen. Pro Seite!! Der TÜV hat es so gewollt.

Türverkleidungen werden noch angefertigt. Leider passen die Türen durch das neue Verdeck nicht mehr und müssen nochmals eingestellt werden und der Sattler hat leider auch einen Schaden an der Lackierung verursacht.

Jetzt muss der Zusammenbau weitergehen.

Der Stand der Dinge am 24.04.08:

Der Sattler hat jetzt die Persenning und Türverkleidungen nachgeliefert. Es sind bereits fast alle Gummidichtungen montiert. Die Elektrik funktioniert, der Motor läuft und das Auto fährt. Die Kupplung harkt noch ein wenig, ist aber nur Einstellungssache. Die Bremse macht noch ein wenig Probleme. Anfänglich war überhaupt kein Druck da. Jetzt habe ich die kleine Stange des Bremspedals, die in den Hauptbremszylinder geht gegen eine Längere getauscht und man spürt schon den ersten Druck. Muß man erst mal drauf kommen, dass VW da wieder zig Änderungen hat! Der Rest ergibt sich hoffentlich, wenn ich die Beläge nochmals nachgestellt habe. Üblicherweise zentrieren sie sich nach ein paar Metern fahren und man kann da noch etwas nachstellen.

Der Motor lässt sich mit der 66 ah 6Volt Batterie kaum anlassen. Ich habe eine 84 AH bestellt, wie sie im Porsche 356 montiert war, das hatte sicherlich seinen Grund. Der Lieferant hat sie aktuell nicht am Lager, ich hoffe aber sie kommt noch vor dem 1.Mai.

Die Blinker stammen von einer Harley Davidson und haben verchromte Gehäuse. Für die TÜV Prüfung und die Fahrt nach Italien sicherlich die richtige Entscheidung. Der Tacho in Originaldesign zeigt jetzt bis 180 km/h, die 120 des Serientachos sollen wohl nicht reichen, insbesondere weil der Käfer mit dem Motor 155 km/h fahren darf.

 

Nur zur Erinnerung, so hat er ausgesehen.

Tja, leider hat die Zeit nicht gereicht. Ich war zwar noch mit dem Auto zum TÜV, jedoch gab es noch Probleme mit der Bremswirkung. Die Druckverteilung passt nicht und es war trotz mehrfachem entlüftens noch Luft in der Anlage. Da uns nicht die Lösung einfiel habe ich den Ingeneur gefragt, er tippt auf Luft, oder der Hauptbremszylinder hat nicht den Der 6 Volt Anlasser des Käfers reicht nicht aus um den Porschmotor zu starten. Jetzt bin ich auf der Suche nach eimem passenden Anlasser des VW 1500S. Dieser hat 0,6 PS, wärend die Käferanlasser nur 0,4 bis 0,5 PS haben.

Bei der TÜV Prüfung kam folgendes heraus: Lautstärke im Stand und bei der Fahrtprüfung ist o.k. aber wirklich laut! Höchstgeschwindigkeit wurde mit 133 km/h gemessen, 155 sind erlaubt also auch o.k.  Wobei die Herren mit offenem Verdeck gefahren sind. Und dass bei der sehr mäßigen Bremsleistung, ich wäre damit nicht Vollgas gefahren! 

 

 

 

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